Hermann Kant 1926 - 2016

  • 1926

    14. Juni: Hermann Kant wird in Hamburg als Sohn eines Gärtners geboren. Nach der Volksschule absolviert Kant eine Elektrikerlehre.

  • 1945-1949

    Kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges wird Kant noch zum Kriegsdienst eingezogen und gerät zunächst in sowjetische dann polnische Kriegsgefangenschaft. Im Arbeitslager Warschau beteiligt er sich an der Gründung des "Antifa-Komitees".

  • 1949

    Nach seiner Rückkehr nach Deutschland wird Kant Bürger der DDR und tritt in die Sozialistische Einheitspartei Deutschlands (SED) ein.

  • 1949-1952

    An der Greifswalder Arbeiter- und Bauernfakultät holt Kant das Abitur nach.

  • 1952-1957

    Studium der Germanistik an der Humboldt-Universität in Ost-Berlin. Nach dem Abschluss des Studiums 1956 arbeitet er als wissenschaftlicher Assistent am Germanistischen Institut der Universität. Kant promoviert mit der Dissertation "Die Darstellung der ideologisch-politischen Struktur des faschistisch deutschen Heeres in Plieviers Roman Stalingrad". Mitglied der SED-Parteileitung der Humboldt-Universität.

  • 1957-1962

    Redakteur der Studentenzeitschrift "tua res" (bis 1959), anschließend Redakteur der Zeitschrift "Neue Deutsche Literatur".

  • 1962

    Debüt als Schriftsteller mit dem Erzählband "Ein bisschen Südsee".

  • 1963

    Auszeichnung mit dem Heinrich-Heine-Preis und mit dem Literaturpreis des Freien Deutschen Gewerkschaftsbundes.

  • 1964

    Mitglied im PEN-Zentrum Ost und West.

  • 1965

    Mit der Veröffentlichung seines ersten Romans "Die Aula" erlangt Kant große Popularität in der DDR und der Bundesrepublik. Auf verschiedenen Erzählebenen wird das Thema "Bildungsrevolution in der DDR" umkreist. Die Erzählweise ist durch Ironie und Satire geprägt.

  • 1967

    Auszeichnung mit dem Heinrich-Mann-Preis.

  • 1967-1982

    Mitglied des Präsidiums des PEN-Zentrums DDR.

  • ab 1969

    Mitglied der Akademie der Künste der DDR.

  • 1972

    Veröffentlichung des Romans "Das Impressum" der stilistisch an "Die Aula" anknüpft. Inhaltlich beanstanden selbst DDR-Kritiker die Verharmlosung gesellschaftlicher Konflikte.

  • 1973

    Verleihung des Nationalpreises I. Klasse der DDR.

  • 1974-1979

    Mitglied der SED-Bezirksleitung Berlin.

  • 1976

    Veröffentlichung des Romans "Der Aufenthalt". In einem wesentlich ernsteren Ton als in seinen bisherigen Werken behandelt Kant am Beispiel eines irrtümlich als Kriegsverbrecher behandelten Deutschen die Frage von kollektiver Schuld und Unschuld des Einzelnen. 1983 wird der Roman in der DDR verfilmt. Die Übersiedlung des Schriftstellers Reiner Kunze in die Bundesrepublik kommentiert Kant mit den Worten "Kommt Zeit, vergeht Unrat".

  • 1978-1989

    Präsident des Schriftstellerverbandes der DDR als Nachfolger von Anna Seghers, nachdem er seit 1969 Vizepräsident des Verbandes war. In seine Präsidentschaftszeit fällt die Ausbürgerung zahlreicher Schriftsteller der DDR. Der Ausschluss von neun prominenten Schriftstellern aus dem Verband im Jahre 1979 erfolgt unter anderem auf sein Betreiben.

  • 1980

    Verleihung der Ehrendoktorwürde der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald.

  • 1981

    Veröffentlichung des Erzählbandes "Der dritte Nagel" und einer Sammlung seiner publizistischen Beiträge unter dem Titel "Zu den Unterlagen. Publizistik 1957-1980".

  • 1981-1990

    Abgeordneter der Volkskammer.

  • 1983

    Verleihung des Nationalpreises der DDR für Kunst und Literatur.

  • 1986-1989

    Mitglied des Zentralkomitees der SED.

  • 1986

    Auszeichnung mit dem Orden der Völkerfreundschaft des Obersten Sowjet der UdSSR.

  • 1990/91

    Kant bekundet öffentlich: "Ich war ein Aktivist der DDR", weigert sich aber, die aus dem Schriftstellerverband verwiesenen Autoren als "Opfer" zu bezeichnen.

    Kant strengt Unterlassungsklagen gegen Schriftsteller und Zeitungen an, die den Verdacht geäußert haben, er sei ein Agent des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) gewesen. Aus Mangel an Beweisen hat er mit den Klagen Erfolg.

  • 1991

    Veröffentlichung seiner Autobiografie unter dem Titel "Abspann".

    Kant scheidet aus dem Deutschen PEN-Zentrum Ost aus.

  • 1992

    Kant gibt die Mitgliedschaft in der Akademie der Künste auf.

    Die Frankfurter Allgemeine Zeitung veröffentlicht eine Stellungnahme Kants, der sich erneut gegen die Behauptungen wehrt, er sei unter dem Decknamen "Martin" Inoffizieller Mitarbeiter des Ministeriums für Staatssicherheit gewesen.

  • 1994

    Veröffentlichung des Romans "Komoran".

  • 2002

    Erscheinen von "Okarina". Das eng an den klassischen Bildungsroman angelehnte Werk ist stark autobiografisch geprägt: Die zentrale Figur, ein junger deutscher Wehrmachtssoldat, entwickelt sich zum überzeugten Antifaschisten.

  • 2005

    Veröffentlichung des Romans "Kino". Der Held des Romans, ein alt gewordener Schriftsteller, legt sich in die Hamburger Fußgängerzone und beobachtet die vorüberziehende Gesellschaft.

  • 2016

    14. August: Hermann Kant stirbt im Alter von 90 Jahren im Krankenhaus Neustrelitz.

 

(iz) © Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland
Stand: 15.08.2016
Text: CC BY NC SA 4.0

Empfohlene Zitierweise:
Zündorf, Irmgard: Biografie Hermann Kant, in: LeMO-Biografien, Lebendiges Museum Online, Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland,
URL: http://www.hdg.de/lemo/biografie/hermann-kant.html
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