Pressemitteilung
Bei der Betreiberin mehrerer Suchdienste,
Katja Ebert Medien und Kommunikation
ging ein Schreiben des
Berliner Beauftragten für Datenschutz und Informationsfreiheit
ein.
In diesem Schreiben, datiert auf den 26.03.2002, begehrt der Bearbeiter, ein Dr. Metschke, die Löschung zweier Links
aus der Datenbank der Suchmaschine
DDR-Suche.de.
Der Bearbeiter meint, dass innerhalb der jeweilig gelinkten Suchergebnisse "aller Wahrscheinlichkeit nach"
die seit Jahren im Internet kursierende Liste der Hauptamtlichen Mitarbeiter des MfS bereitgehalten werde.
Natürlich haben wir nie einen Link auf diese ominöse Liste, deren datenschutz-rechtliche Bewertung im Übrigen reichlich unklar ist,
gesetzt.
Der Bearbeiter fordert von uns, dass wir beide Links in der Suchmaschinen-Datenbank löschen.
Dies bedeutet praktisch, dass eine Suchmaschine gezwungen wird, Links auf umfangreiche Angebote
zu löschen, weil nach Ansicht des des
Berliner Beauftragten für Datenschutz und Informationsfreiheit
jeweils ein interner oder auch externer Link in diesen beiden Internet-Angeboten
den "Anwendungsbereich des Bundesdatenschutzgesetzes (BDSG)" tangieren würden.
In der Konsequenz würde diese Sicht auf die Link-Technik des Internet
bedeuten, dass ganze Informationsnetze zerrissen werden: Es sollen Links auf zwei inhaltlich umfangreiche
Internet-Angebote abgeschaltet werden, obwohl in diesen Angeboten jeweils nur ein kleiner Teil
möglicherweise den Datenschutz verletzt. Eine weitere Fülle von Informationen würde abgeschnitten,
die mit der inkrementierten Seite nichts zu tun haben.
Der Bearbeiter weist darauf hin, dass für mich
"die Verletzung des Datenschutzes nach den §§43 und 44 des BDSG mit empfindlichen Strafen belegt ist.
Im Einzelfall sind Freiheitsstrafe und Geldbuße bis zu 250.000 Euro möglich."
Doch damit nicht genug:
Der Bearbeiter sagt zusätzlich:
"bleibt darüber hinaus auch eine Haftung nach §8 TKG zu prüfen, nach der Sie bereits jetzt,
ohne dass Ihre positive Kenntnis um die Rechtswidrigkeit der Information erforderlich wäre,
für den Datenschutzverstoß verantwortlich wären."
Hinweis: Es ist uns rechtlich leider nicht möglich, das Schreiben im Wortlaut oder als Kopie zu veröffentlichen:
Juristische Schreiben unterliegen nach geltender Rechtsprechung dem Urheberrechtsgesetz.
Ich übersetze das mal in normales Deutsch, so wie ich es verstanden habe:
Sie haben da in Ihrer Suchmaschine Links auf Angebote, die sich mit dem Thema DDR beschäftigen.
Zwei dieser circa 670 Links gefallen uns nicht.
Wenn man bei diesen beiden Links mehrfach weiterklickt, kommt man vielleicht auf
diese ominöse Stasi-Liste, die seit 1999 im Internet herumschwirrt.
Zwar wissen wir nicht so ganz genau, ob die Veröffentlichung dieser
Liste einen Gesetzesbruch darstellt, aber wir gehen als Datenschutzbehörde mal davon aus.
Sicher ist nachvollziehbar, dass die Androhung, den heimischen Herd mit
einer Gefängniszelle zu tauschen, zunächst zu einem ordentlichen Erschrecken führt.
Ich lese weiter und verstehe es so: Selbst wenn Sie diese Links löschen,
dann werde ich (die rechtsstaatliche Behörde
Berliner Beauftragter für Datenschutz und Informationsfreiheit)
untersuchen, ob Sie (also ich, Katja Ebert) sich auch ohne die Kenntnis um diese ominöse Liste.
strafbar gemacht haben. - Also selbst wenn ich die Links lösche, schwebt weiter das rechtliche
Damoklesschwert über mir.
Ich kann selbst bei schlechtestem Willen nicht glauben, dass unser Rechtstaat so handelt -
dass wir Bürger unseren Rechtstaat aufgefordert und legitimiert haben, so zu handeln.
Ich vermute daher, dass unser Rechtsstaat von einer kleinen Interessengruppe mißbraucht werden soll - , mißbraucht wird;
es scheint mir sogar offensichtlich.
Ich betreibe die Suchmaschine
DDR-Suche.de,
weil ich der Auffassung bin, dass eine umfassende Aufarbeitung unserer deutschen Geschichte
umfassende Information voraussetzt: Dies bedeutet, dass ich politisch neutral und ausgewogen
über die Suchmaschine den Zugang zu ganz verschiedenen Sichten auf das Thema DDR gewährleiste.
Die aktuelle Situation stellt für mich und meine Familie eine existenzielle Bedrohung
dar: Das ist eindeutig zu viel fuer ein Internet-Angebot, welches aus finanzieller Sicht
in die Rubrik "Hobby" einzuordnen ist.
Die logische Konsequenz im (negativen) Fall der Fälle kann nur sein:
Die wohl bedeutendste Suchmaschine für DDR-Geschichtsaufarbeitung
geht offline:
Offline für immer.
Natürlich haben wir dem
Berliner Beauftragten für Datenschutz und Informationsfreiheit
geantwortet.
Mit der freundlichen Genehmigung unseres Anwalts
Dr. H.-J. Krieger
haben Sie hier Zugriff auf die Antwort:
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Antwortseite 2
Antwortseite 3
Pressekontakte:
Die Betreiberin weist darauf hin, dass
DDR-Suche.de
ein Suchmaschinenangebot ist, welches nicht hauptberuflich zu betreiben ist.
Daher ist ein Kontakt per Telefon leider nicht ständig möglich.
Bitte schreiben Sie eine kurze
Mail an Katja Ebert
Mail
(bitte mit Rückrufnummer und gewünschter Rückrufzeit);
ich stehe dann zu Ihrer Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen,
Ihre Katja Ebert
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